GEDICHTE: Und wieder hier draussen ein neues Jahr, Theodor Fontane, 1819-1898, deutscher Schriftsteller

Und wieder hier draussen ein neues Jahr,
Was werden die Tage bringen?
Wirds werden, wie es immer war,
halb scheitern, halb gelingen?

Wirds fördern das, worauf ich gebaut,
oder vollends es verderben?
Gleichviel, was es im Kessel braut,
Nur wünsch‘ ich nicht zu sterben.

Ich möchte noch wieder im Vaterland
die Gläser klingen lassen
und wieder noch des Freundes Hand
im Einverständnis fassen.

Ich möchte noch wirken und schaffen und tun
und atmen eine Weile,
denn um im Grabe auszuruhn,
hat’s nimmer Not und Eile.

Ich möchte leben, bis all dies Glühn
rücklässt einen leuchtenden Funken
und nicht vergeht wie die Flamm im Kamin,
die eben zu Asche gesunken.

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GEDICHTE: Silvesternacht, Paul Haller, 1882-1920, schweizer Schriftsteller

Die letzte Nacht im alten Jahr
Steigt auf so licht und sternenklar.
Ihr Sterne, wenn ihr niedergeht,
Die neue Zeit am Himmel steht.

Ihr wandert droben heiter fort
Und findet den bestimmten Ort.
Hier unten lebt sich’s sehnsuchtsvoll;
Wir wissen nicht, was werden soll.

Ihr tragt mit unverwandtem Sinn
Den Glanz durch Ewigkeiten hin.
Wir tun mit bangem Angesicht
Viel schneller aus das kurze Licht.

Ihr hört nicht auf den Stundenschlag;
Wir haben einen kurzen Tag,
Und was wir glauben, was wir tun,
Wird bald mit uns im Grabe ruhn.

Drum, Sterne, webt aus Silberglanz
Mir um die Stirn den Freudenkranz,
Dass ich mit heiterm Geist und frei
Der Gast des neuen Jahres sei.

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GEDICHTE: Die Krankheit, Christian Adolph Overbeck (1755-1821)

Ich lag im Bette kümmerlich,
Inwendig gar nicht munter;
Und von der bleichen Wange schlich
Ein Tränenquell herunter.

Der Schlaf blieb aus, und immer aus,
Ich könnt‘ ihn nicht erflehen.
Und bald kam ein Geschwür heraus.
Nur widrig anzusehen.

Und brannt‘, und stach, und presste mir
Ein Ächzen aus der Seele.
Da seufzt‘ ich: O mein Gott, sieh hier!
Sieh hier, wie ich mich quäle!

Das hörte wohl der liebe Gott;
Er muss ja alles hören!
Doch ließ er täglich meine Not
Noch immer sich vermehren.

Da fraß der Durst den hohlen Gaum,
Die Zunge wollte starren.
Ich trank und trank, und konnte kaum
Des nächsten Trunkes harren.

Und immer brannte das Geschwür
Mit tausendfachem Stechen.
Ich schrie; es war, als wollte mir
Das Herz im Leibe brechen.

Ich schrie, und weinte bitterlich:
Erleichtre doch mich Armen!
Der Schmerz ist gar zu groß für mich!
Ach lieber Gott, Erbarmen!

Das hörte wohl der liebe Gott;
Er muss ja alles hören.
Doch ließ er stündlich meine Not
Noch immer sich vermehren.

Ein heißes Fieber wühlte mir
Hindurch in allen Adern.
Da ward ich wild, und wollte schier
Mit jedem Menschen hadern.

Es schlugen alle, die mich sahn,
Die Hände hoch zusammen,
Und füchteten sich mir zu nahn
Mein Auge stand in Flammen.

Ich wusste von mir selber nicht,
Mein Sinn war ganz betöret,
Und jeder Zug mir im Gesicht
Verschroben und verkehret.

Da sank mein Vater hin aufs Knie,
Und Lotte lag daneben –
Und beteten, als wollten sie
Am Kammerboden kleben.

Und plötzlich fuhr es in mich her,
Wie eine Kraft von oben.
Ich bebt‘ – und wütete nicht mehr,
Und fing an Gott zu loben.

Und freudig war das ganze Haus.
Doch ich ward stumm vor Freuden.
Nur eine Träne drang heraus;
Ganz anders, wie im Leiden.

Es tobte nun der Puls nicht mehr;
Das Fieber war verschwunden.
Auch ging hinweg die böse Schwär‘;
Ich schlummerte fünf Stunden.

Und als ich da erwacht‘ – o Glück!
O namenlose Wonne!
Durchs Fenster gab mir einen Blick
Die milde frühe Sonne!

Ich warf die Hände nach ihr hin,
Und lächelte hinüber.
Entzücken war mein ganzer Sinn;
Entsprungen wär‘ ich lieber.

Und Lotte kam, die Hände voll
Von Primeln und Narzissen.
Das war zu viel! – ich musste wohl
Sie und die Blumen küssen.

Und allgemählich floss die Kraft
Herein in meine Glieder.
Gelobt sei Gott! er hilft, und schafft
Gedeihn dem Kranken wieder!

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GEDICHTE: Mittagsruh, Joseph von Eichendorff

Über Bergen, Fluß und Thalen,
Stiller Lust und tiefen Qualen
Webet heimlich, schillert, Strahlen!
Sinnend ruht des Tag’s Gewühle
In der dunkelblauen Schwüle,
Und die ewigen Gefühle,
Was dir selber unbewußt,
Treten heimlich, groß und leise
Aus der Wirrung fester Gleise,
Aus der unbewachten Brust,
In die stillen, weiten Kreise.

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GEDICHTE: Das zerbrochene Ringlein, Joseph von Eichendorff (1788 – 1857)


In einem kühlen Grunde
Da geht ein Mühlenrad,
Meine Liebste ist verschwunden,
Die dort gewohnet hat.

Sie hat mir Treu versprochen,
Gab mir ein’n Ring dabei,
Sie hat die Treu gebrochen,
Mein Ringlein sprang entzwei.

Ich möcht als Spielmann reisen
Weit in die Welt hinaus,
Und singen meine Weisen,
Und gehn von Haus zu Haus.

Ich möcht als Reiter fliegen
Wohl in die blutge Schlacht,
Um stille Feuer liegen
Im Feld bei dunkler Nacht.

Hör ich das Mühlrad gehen:
Ich weiß nicht, was ich will –
Ich möcht am liebsten sterben,
Da wärs auf einmal still!

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GEDICHTE: Tanzlied, Else Lasker-Schüler, 1869-1945, deutsche Dichterin

Aus mir braust finstr’re Tanzmusik,
Meine Seele kracht in tausend Stücken!
Der Teufel holt sich mein Missgeschick
Um es ans brandige Herz zu drücken.

Die Rosen fliegen mir aus dem Haar
Und mein Leben saust nach allen Seiten,
So tanz‘ ich schon seit tausend Jahr,
Seit meiner ersten Ewigkeiten.

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GEDICHTE: Wünsche zum neuen Jahr, Peter Rosegger, 1843–1918, österreichischer Schriftsteller

Ein bisschen mehr Friede und weniger Streit
Ein bisschen mehr Güte und weniger Neid
Ein bisschen mehr Liebe und weniger Hass
Ein bisschen mehr Wahrheit – das wäre was!

Statt so viel Unrast ein bisschen mehr Ruh
Statt immer nur Ich ein bisschen mehr Du
Statt Angst und Hemmung ein bisschen mehr Mut
Und Kraft zum Handeln – das wäre gut!

In Trübsal und Dunkel ein bisschen mehr Licht
Kein quälend Verlangen, ein bisschen Verzicht
Und viel mehr Blumen, solange es geht
Nicht erst an Gräbern – da blühn sie zu spät

Ziel sei der Friede des Herzens
Besseres weiß ich nicht.

Ich wünsche ALLEN Freunden und Lesern
ein friedliches Ankommen im neuen Jahr.
Möge es eine gesunde, wunderschöne
und zuversichtliche Zeit  für ALLE werden.

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GEDICHTE: Silvesternacht, Ludwig Thoma, 1867-1921, deutscher Schriftsteller

Und nun, wenn alle Uhren schlagen,
So haben wir uns was zu sagen,
Was feierlich und hoffnungsvoll
Die ernste Stunde weihen soll.

Zuerst ein Prosit in der Runde!
Ein helles, und aus frohem Munde!
Ward nicht erreicht ein jedes Ziel,
Wir leben doch, und das ist viel.

Noch einen Blick dem alten Jahre,
Dann legt es auf die Totenbahre!
Ein neues grünt im vollen Saft!
Ihm gelte unsre ganze Kraft!

Wir fragen nicht: Was wird es bringen?
Viel lieber wollen wir es zwingen,
Daß es mit uns nach vorne treibt,
Nicht rückwärts geht, nicht stehen bleibt.

Nicht schwächlich, was sie bringt, zu tragen,
Die Zeit zu lenken, laßt uns wagen!
Dann hat es weiter nicht Gefahr.
In diesem Sinne: Prost Neujahr!


Wünsche ALLEN
meinen Freunden und Lesern
einen super schönen Silvester
und einen guten Rutsch
ins neue Jahr!

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GEDICHTE: Advent, Autor unbekannt

Hell erleuchtet sind die Fenster,
Haus und Hof sind zugeschneit,
und ein jeder fühlt im Herzen
Ruhe und Besinnlichkeit.

Verlassen sind die Straßen heute,
dunkel ragen Tannen auf;
friedlich und von hellem Glanze
liegt pulverweißer Schnee darauf.

Aus den Häusern, aus den Stuben,
hört man friedlichen Gesang.
Am Himmel strahlen, leuchten Sterne
zu weihnachtlichem, süßen Klang.

Es ist Advent, die Welt in Stille,
es bleibt kein Platz für Traurigkeit;
und ein jeder fühlt im Herzen
Freude und Behaglichkeit.

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GEDICHTE: Weihnachtsgedicht, Volksweisheit / Volksgut

Und wieder strahlen Weihnachtskerzen
und wieder loht der Flamme Schein,
und Freude zieht in unsere Herzen
an dieser heiligen Weihnacht ein.

Und frohe Weihnachtslieder klingen
in unsren Landen weit und breit.
Oh welch ein Jubel, welch ein Singen!
Oh wundervolle Weihnachtszeit!

Volksweisheit / Volksgut

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GEDICHT: Zauber der Weihnacht, unbekannter Autor

Kerzenschein und Tannenduft,
rote Backen, kalte Luft.
Glockenläuten, Kinderlachen,
Äpfel, Wein und süße Sachen.

Das Christkind ist schon nicht mehr weit,
es beschert uns eine glückliche Zeit.
Lasst uns freuen und besinnlich sein,
der Zauber der Weihnacht
macht uns alle wieder klein.

Wünsche ALLEN
Freunden und Lesern
ein frohes, gesegnetes
und ein zauberhaftes
Weihnachtsfest.

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ZUM 4. ADVENT, Zauber der Weihnacht, Autor unbekannt


Kerzenschein und Tannenduft,
rote Backen, kalte Luft.
Glockenläuten, Kinderlachen,
Äpfel, Wein und süße Sachen.

Das Christkind ist schon nicht mehr weit,
es beschert uns eine glückliche Zeit.
Lasst uns freuen und besinnlich sein,
der Zauber der Weihnacht
macht uns alle wieder klein.

Seht her die vierte Kerze brennt,
es ist Advent, es ist Advent.
So dunkel ist die Winternacht,
drum haben wir noch ein Licht gemacht.
Es strahlen vier Kerzen mit hellem Schein.
Doch könnte die Nacht noch heller sein.

Wünsche ALLEN
Freunden und Lesern
einen ruhigen und besinnlichen
4. Advent.

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ZUM 3. ADVENT

Seht her die dritte Kerze brennt,
es ist Advent, es ist Advent.
So dunkel ist die Winternacht,
drum haben wir noch ein Licht gemacht.
Es strahlen drei Kerzen mit hellem Schein.
Doch könnte die Nacht noch heller sein.

Zum 3. Advent brennen drei Kerzen,
es kommt Freude und Wärme in unsere Herzen.
Langsam leuchtet sie Weihnachten entgegen,
will uns schenken den lang ersehnten Segen.

Wünsche ALLEN
Freunden und Lesern
einen ruhigen und besinnlichen
3. Advent.

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In stiller Trauer, um meinen geliebten Mann

„Der Tod ordnet die Welt neu.
Scheinbar hat sich nichts verändert,
und doch ist alles anders geworden.“


In stiller Trauer, ein Abschied von Dir.

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GEDICHTE: Nikolaus, du guter Mann, unbekannter Verfasser (Volksgut)

Nikolaus, du guter Mann,
hast einen schönen Mantel an.

Die Knöpfe sind so blank geputzt,
dein weißer Bart ist gut gestutzt.

Die Stiefel sind so spiegelblank,
die Zipfelmütze fein und lang.

Die Augenbrauen sind so dicht,
so lieb und gut ist dein Gesicht.

Du kamst den weiten Weg von fern,
und deine Hände geben gern.

Du weißt, wie alle Kinder sind:
Ich glaub, ich war ein braves Kind.

Sonst wärst du ja nicht hier
und kämest nicht zu mir.

Du musst dich sicher plagen,
den schweren Sack zu tragen.

Drum bitte, lieber Nikolaus,
so packe ihn doch einfach aus!

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ZUM 2. ADVENT


Es ist Advent, die Welt in Stille (Autor unbekannt)

Hell erleuchtet sind die Fenster,
Haus und Hof sind zugeschneit
und ein Jeder fühlt im Herzen,
Ruhe und Besinnlichkeit.

Verlassen sind die Straßen heute,
dunkel ragen Tannen auf,
friedlich und von hellem Glanze,
liegt pulverweißer Schnee darauf.

Aus den Häusern, aus den Stuben,
hört man friedlichen Gesang,
am Himmel strahlen, leuchten Sterne,
zu weihnachtlichem, süßen Klang.

Es ist Advent, die Welt in Stille,
es bleibt kein Platz für Traurigkeit
und ein jeder fühlt im Herzen,
Freude und Behaglichkeit.

ALLEN meinen
Freunden und Lesern
wünsche ich von Herzen
einen gemütlichen
und sorglosen
2. Advent.

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GEDICHTE: Wer ist Schuld daran?, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

Als unser Mops ein Möpschen war,
Da konnt‘ er freundlich sein;
Jetzt brummt er alle Tage,
Und bellt noch obendrein.
Heidu heidu heidallala
Und bellt noch obendrein.

Du bist ein recht verzogen Tier!
Sonst nahmst du, was ich bot,
Jetzt willst du Leckerbissen
Und magst kein trocken Brot.

Zum Knaben sprach der Mops darauf:
»Wie töricht sprichst du doch!
Hätt’st du mich anders gezogen,
Wär‘ ich ein Möpschen noch.«

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GEDICHTE: Die Nachbarskinder, Wilhelm Busch (1832 – 1908)

Wer andern gar zu wenig traut,
Hat Angst an allen Ecken;
Wer gar zu viel auf andre baut,
Erwacht mit Schrecken.

Es trennt sie nur ein leichter Zaun,
Die beiden Sorgengründer;
Zu wenig und zu viel Vertraun
Sind Nachbarskinder.

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GEDICHTE: Spätherbst (XLII), Heinrich Heine,

Verdroßnen Sinn im kalten Herzen hegend,
Reis ich verdrießlich durch die kalte Welt,
Zu Ende geht der Herbst, ein Nebel hält
Feuchteingehüllt die abgestorbne Gegend.

Die Winde pfeifen, hin und her bewegend
Das rote Laub, das von den Bäumen fällt,
Es seufzt der Wald, es dampft das kahle Feld,
Nun kommt das Schlimmste noch, es regent.

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GEDICHTE: Regen in der Dämmerung, Hugo von Hofmannsthal, (1874 – 1929)

Der wandernde Wind auf den Wegen
War angefüllt mit süßem Laut,
Der dämmernde rieselnde Regen
War mit Verlangen feucht betaut.

Das rinnende rauschende Wasser
Berauschte verwirrend die Stimmen
Der Träume, die blasser und blasser
Im schwebenden Nebel verschwimmen.

Der Wind in den wehenden Weiden,
Am Wasser der wandernde Wind
Berauschte die sehnenden Leiden,
Die in der Dämmerung sind.

Der Weg im dämmernden Wehen,
Er führte zu keinem Ziel,
Doch war er gut zu gehen
Im Regen, der rieselnd fiel.

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