GEDICHTE: Ein Stück Bierflasche, Joachim Ringelnatz (1883 – 1934)

Eine Bierflasche ging in Scherben
Am Stein am See.
Dem Manne, der sie warf,
Brachte dieser Wurf Verderben,
Besser gesagt: ein Fuß-Wehweh.
Glasscherben sind spitz und scharf.

Eine Scherbe, nicht die just gemeinte,
Reiste unfreiwillig Strömungsfort.
Diese ward vom Meeresgrundesand
So gequält, daß alles Wasser weinte.
Nach Jahrenden trieb sie an den Strand,
Fernen Strand; war völlig glatt geschliffen.

Hat ein Badestrolch sie aufgegriffen,
Merkte gleich, daß sie kein Bernstein, gar
Rauchtopas oder noch edler war,
Und ließ doch das funkelschöne Ding
Kunstvoll fassen in einen Ring.

Und vererbt, gestohlen, hingegeben
Mag die Scherbe durch Jahrhunderte
Als verkannte, aber doch bewunderte
Abenteuerin noch viel erleben.

Über Gabryon

Ich male mir mein Leben bunt. Wie der Wind… Vom Sternzeichen bin ich Wassermann und somit ein Luftzeichen. Ich bin praktisch und kreativ veranlagt und philosophiere gerne. Ich mag die Natur, Mensch und Tier. Meine Interessen sind sehr vielseitig und ich will es nicht darauf reduzieren, was ich besonders gerne mag. Das eine liegt mir an manchen Tagen mehr als das andere und ich habe es zumindest ausprobiert, um zu entscheiden, ob es für mich etwas ist oder nicht. Geht nicht, gibt es bei mir nicht. Es gibt immer Wege und Möglichkeiten, es zu tun oder zu lassen. Ich bin wie der Wind. Unterschätze nie die Kraft des Windes.
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2 Antworten zu GEDICHTE: Ein Stück Bierflasche, Joachim Ringelnatz (1883 – 1934)

  1. Eulencamperin schreibt:

    Ohne Spitzen wird man eben anders behandelt. 😉

    Gefällt 1 Person

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