Anno 1839 … Heinrich Heine

Carl Spitzweg, Sonntagsspaziergang um 1840, Wikipedia

Oh, Deutschland, meine ferne Liebe,
Gedenk ich deiner, wein ich fast!
Das muntre Frankreich scheint mir trabe,
Das leichte Volk wird mir zur Last.

Nur der Verstand, so kalt und trocken,
Herrscht in dem witzigen Paris –
Oh, Narrheitsglöcklein, Glaubensglocken,
Wie klingelt ihr daheim so süß!

Höfliche Männer! Doch verdrossen
Geb ich den art’gen Gruß zurück. –
Die Grobheit, die ich einst genossen
Im Vaterland, das war mein Glück!

Lächelnde Weiber! Plappern immer,
Wie Mühlenräder stets bewegt!
Da lob ich Deuschlands Frauenzimmer,
Das schweigend sich zu Bette legt.

Und alles dreht sich hier im Kreise,
Mit Ungestüm, wie ’n toller Traum!
Bei uns bleibt alles hübsch im Gleise,
Wie angenagelt, rührt sich kaum.

Mir ist, als hört‘ ich fern erklingen
Nachtwächterhörner, sanft und traut;
Nachtwächterlieder hör ich singen,
Dazwischen Nachtigallenlaut.

Dem Dichter war so wohl daheime,
In Schildas teurem Eichenhain!
Dort wob ich meine zarten Reime
Aus Veilchenduft und Mondenschein.

Über Gabryon

Ich male mir mein Leben bunt. Wie der Wind… Vom Sternzeichen bin ich Wassermann und somit ein Luftzeichen. Ich bin praktisch und kreativ veranlagt und philosophiere gerne. Ich mag die Natur, Mensch und Tier. Meine Interessen sind sehr vielseitig und ich will es nicht darauf reduzieren, was ich besonders gerne mag. Das eine liegt mir an manchen Tagen mehr als das andere und ich habe es zumindest ausprobiert, um zu entscheiden, ob es für mich etwas ist oder nicht. Geht nicht, gibt es bei mir nicht. Es gibt immer Wege und Möglichkeiten, es zu tun oder zu lassen. Ich bin wie der Wind. Unterschätze nie die Kraft des Windes.
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8 Antworten zu Anno 1839 … Heinrich Heine

  1. summerwind68 schreibt:

    Liebe Gabi,
    würde Herr Spitzweg heute leben, dann würde die Familie auf den auf Segways durch die Gegend fahren. Ob dann alle so brav dem Familienoberhaupt folgen würde, ich bezweifle es. 😉
    Aber sicherlich wäre es nicht so schweißtreibend wie anno 1839.

    Ich kam vor einiger Zeit an einem Gebäude vorbei, dass Spitzweg auch malte, es ist der Blasturm in Schwandorf. Der ist sehr bekannt, da hier der Verfasser der Bayernhymne aufwuchs und Spitzweg diesen besagten Blasturm malte.

    Danke für die gedankliche Anregung zu Gedicht und Bild.

    VG Claudia

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    • Gabryon schreibt:

      Ja, die Zeiten ändern sich …
      Ich finde es schön, wenn der Zeitgeist in Wort und Bild festgehalten wird. Heute wird er durch die digitalen Medien festgehalten. Wir werden es jedoch nicht erfahren, ob in 100 – 150 Jahren die Menschen unsere Zeit auch so interessant finden werden.
      LG
      Gabriele

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  2. lesenbiene schreibt:

    Auch heute noch kann man weinen wenn man an Deutschland denkt.

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  3. keinbisschenleise schreibt:

    Oh ich mag die Bilder von Spitzweg sehr ❤

    …und Heines *Ferne Liebe* gehört allerdings auch dazu.

    LG Uschi

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