Es war in einer Sommernacht
am Starenberger See.
Der Mond, erschien in voller Pracht
aus blauer Himmelshöh‘.
Ein Mann, der Philipp wird genannt,
macht, dort ’ne Kahnpartie –
und sah ’nen Fischersknecht, der stand
am Ufer vis-a-vis.
Nun spürt er seines Herzens Regung.
Er winkt dem Fischer: Kommt hinein. –
Oft kann ’ne kleine Handbewegung
von ungeahnter Wirkung sein.
Der Fremde sprach zum Fischersknecht:
„Ich heiße Philipp zwar.
Jedoch „Philippchen“ wär mir recht,
denn das klingt wunderbar.
Nenn‘ mich „Vielliebchen“, bat er dann;
doch der kannt‘ sich nicht aus.
Da griff ins Portmonnaie der Mann,
und holt ’ne Münze raus.
Zeigt ein Zehnmarkstück neuster Prägung,
als wollt‘ er sagen: Es sei dein!
Oft kann ’ne kleine Handbewegung
von ungeahnter Wirkung sein
Sie saßen lang im Kahne drin, –
der Mondschein schien schon schön, –
halb zog er ihn, halb sank der hin
und keiner hat’s geseh’n.
Dann sprach nach einer schwachen Stund‘
der Fremde voll Begier:
„Reich‘ mir die Hand, mein Leben, und
kommt auf mein Schloss mit mir.“
War’s nun Instinkt, war’s Überlegung?
Der nahm die Hand – Sie war’n allein.
Oft kann ’ne kleine Handbewegung
von ungeahnter Wirkung sein – – – –
Vergessen längst war die Geschicht‘
und die Jahr um Jahr verrann.
Da meldet vor dem Schwurgericht
sich ein gebroch’ner Mann.
Er sprach: „Nie kam was Böses vor.
Sie seh’n mich schuldlos steh’n.“
Dann hob er seine Hand empor –
da war’s um ihn gescheh’n:
denn durch die Finger-Niederlegung
und durch das Hochsteh’n von den zwei’n,
da kann ’ne kleine Handbewegung
von ungeheurer Wirkung sein.
Otto Reutter