Wo haste Dein Wehwehchen?

Der Fritze sitzt im Séparé
mit seiner Braut Therese
und sagt zu ihr: „Was ist mit Dir?
Du bist heut so nervöse?“
Sie sagt: „Mir ist absonderlich.“
Sie rückte hin und her, sprang hoch und streckte sich,
ging fort von ihrem Sitze.
Da frug erstaunt der Fritze:
„Wo haste denn, wo haste denn,
wo haste dein Wehwehchen?
Oh bleib doch dort.“ – Doch sie ging fort,
liess stehen ihr Souperchen.
Nach kurzer Zeit kam sie erfreut
Zurück ins Séparéechen –
Und hielt gewandt in ihrer Hand
Ein ganzes kleines Flöhchen.

Der Richter muss oft im Gericht
’nen harten Spruch verkünd`gen
Doch wenn der Mensch ’nen Vogel hat,
Dann kann er nicht mehr sünd’gen.
Drum Mensch, stehst du mal vor Gericht,
dann tu, als seist du nicht normal, dann brummste nicht.
Dann urteilt mild der Richter
Und voller Güte spricht er:
„Wo haste denn, wo haste denn,
Wo haste dein Wehwehchen?
Du bist malade – von deiner Tat,
Da hast du kein Ideenchen.
Hätt’st Du Verstand, dann wär’s riskant,
So kannst du geh’n – Adieuchen!“
Drum, Mensch, eh Du was Böses tust,
lass Dein Gehirn erweechen!

Der Adam war erst ganz allein
Im schönen Paradiese –
Und sah den Spiel der Tiere zu
Im Wald und auf der Wiese.
Zur Taube flog der Täuberich,
indes der Kater mit Miau zu Katze schlich.
Das wurmt den Adam lange.
Da frug ihn einst die Schlange:
„Wo haste denn, wo haste denn,
Wo haste dein Wehwehchen?“
Er sprach: „Schau hier – ein jedes Tier
läuft rum mit ’nem Kollegen.
Nur ich – o Pein – lieg ganz allein
Auf meinem Kanapeechen.
Ich hab‘ so etwas im Gefühl:
Ich glaub‘, mir fehlt ein Mädchen!“

Ein Mädchen geht zum Doktor hin
Im schönen Sachsenlande –
Und sagt zu ihm: „Ich bin so müd‘,
Bin kaum zu gehen im Stande.
Ich stieß mich heut‘ an einem Steen
Und seit der Zeit hab‘ ich ’nen Schmerz ein meinem Been.“
Sie zeigt den Fuß geschwind.
Da sagt der Arzt zum Kinde:
„Wo haste denn, wo haste denn,
Wo haste dein Wehwehchen?
Du bist so blass – was ist denn das?
Das ist ein schlechtes Zeechen.
Du stieß’t dein Been – an einem Steen –
O merk‘ dir, liebes Mä’chen:
Stoß nie mehr an ’nen harten Steen,
Stoß lieber einen ’nen weechen!“

Otto Reutter

Über Gabryon

Ich male mir mein Leben bunt. Wie der Wind… Vom Sternzeichen bin ich Wassermann und somit ein Luftzeichen. Ich bin praktisch und kreativ veranlagt und philosophiere gerne. Ich mag die Natur, Mensch und Tier. Meine Interessen sind sehr vielseitig und ich will es nicht darauf reduzieren, was ich besonders gerne mag. Das eine liegt mir an manchen Tagen mehr als das andere und ich habe es zumindest ausprobiert, um zu entscheiden, ob es für mich etwas ist oder nicht. Geht nicht, gibt es bei mir nicht. Es gibt immer Wege und Möglichkeiten, es zu tun oder zu lassen. Ich bin wie der Wind. Unterschätze nie die Kraft des Windes.
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